Immuntherapie gegen Krebs

Immuntherapie gegen Krebs, Immunsystem aktivieren,  Antikörpertherapie

Immuntherapie gegen Krebs, Antikörpertherapie, Tumorzellen wieder „sichtbar“ machen, T-Zellen, Protein p53

Wenn sich aggressive Tumoren also Krebszellen entwickeln, bedeutet das, dass mit der körpereigenen Immunreaktion etwas schief gelaufen ist: die Tumorzellen haben es geschafft, sich den Abwehrmechanismen des Immunsystems zu entziehen.

Immuntherapie gegen Krebs

In einer Immuntherapie gegen Krebs wird versucht die Abwehr der Krebszellen gegen den körpereigenen Immunsystem zu umgehen.
Durch die Immuntherapie soll das Immunsystem gezielt Krebszellen erkennen und eliminieren.

In der Onkologie unterscheidet man bei den unterschiedlichen Therapieansätzen zwischen der aktiven und der passiven Immunisierung.

  • Bei der aktiven Immuntherapie bekommt der Patient Substanzen verabreicht, die in seinem Immunsystem eine Immunantwort auslösen sollen. Die Immunantwort soll dabei idealerweise zum Tod der Tumorzellen oder zumindest zu einem verzögerten Tumorwachstum führen.
  • Bei der passiven Immuntherapie erhält der Patient Antikörper oder Antikörper-Fragmente. Diese sollen selektiv an Tumorzellen binden und so zu ihrem Untergang führen. Bei der adoptiven Immuntherapie werden dem Patienten Leukozyten entnommen, außerhalb des Körpers kultiviert und anschließend wieder dem Patienten injiziert.

Im Bereich der passiven Immunisierung sind bereits mehrere zugelassene Antikörper gegen Krebserkrankungen im klinischen Einsatz. Eine Reihe von Medikamenten zur spezifischen aktiven Immunisierung (Tumorvakzinierung oder Krebsvakzinierung) im Indikationsgebiet der Krebserkrankungen befindet sich noch in der klinischen Entwicklung.

Normalerweise werden bösartige Zellen von Immunsystem attackiert und so wird es verhindert, dass Menschen an Krebs erkranken. Leder  Krebszellen können das Immunsystem in die Irre führen. Sie können zum Beispiel bestimmte Signalmoleküle auf ihrer Oberfläche ausbilden, die das Immunsystem täuschen und so verhindern, dass es die bösartigen Zellen angreift.

Das Immunsystem wird über Checkpoints, also über Kontrollpunkte reguliert. Bei gesunden Menschen verhindern diese Immunkontrollpunkte, dass das Immunsystem überreagiert. Tumorzellen missbrauchen jedoch diesen Mechanismus, indem sie sich mit den Signalmolekülen auf der Zelloberfläche tarnen. Durch moderne Checkpoint-Inhibitoren (Hemmstoffe) wird diese Immunbremse gelöst. Die Krebszellen werden damit als bösartige Zellen für die Immunabwehr wieder sichtbar und können gezielt bekämpft werden.

Tumoren können der Immunüberwachung auf verschiedene Weise entgehen, zum Beispiel:

  • wenn Tumoren die typischen Tumorantigene nicht mehr vorzeigen, das Immunsystem behandelt die Tumorzellen wie gesundes Gewebe.
  • Wandernde Krebszellen, etwa aus der Brust oder der Prostata, können sich regelrecht “tarnen” und dann wie weiße Blutkörperchen oder Knochenzellen aussehen. Das Immunsystem reagiert nicht; es kommt zur Ansiedelung und damit zu Metastasen in den Knochen.

Eine Strategie ist daher, das Immunsystem wieder in die Lage zu versetzen, den Krebs selbst besser zu bekämpfen.

! Eine Immuntherapie wirkt besser, wenn gleichzeitig auch Chemotherapie oder Bestrahlung durchgeführt wird.

! Cannabinoide, wie CBD oder THC verschlechter die Wirkung einer Immuntherapie

CAR-T Therapie

Eine CART-Behandlung vereint die Merkmale aller drei innovativen Therapieformen:

  • die Immuntherapie,
  • Zelltherapie
  • und Gentherapie.

CAR-T steht für „chimärer Antigenrezeptor-T-Zellen“. T-Zellen sind Zellen des Immunsystems. Ihren „normalen“ Angriffsversuchen entziehen sich die Krebszellen durch diverse molekulare Tricks.

Die Kosten für eine CAR-T Therapie bezifern sich auf ca. 450.000 $

 

Immuntherapie Nebenwirkungen

häufig sind das hohe Fieber, schwere Infektionenn

Immuntherapie Nebenwirkungen treten oft noch Wochen/Monaten nach der Therapie ein.

Antikörpertherapie gegen Krebs

Die Antikörpertherapie unterscheidet sich von einer Immuntherapie damit, dass bei einer Antikörpertherapie werden zielgerichtete Medikamente  verabreicht und die die Wirkung von Botenstoffen oder typische Stoffwechselvorgänge in Tumorzellen blockieren.

Für die Antikörpertherapie werden Monoklonale Antikörper eingesetzt, die künstlich hergestellt sind und genauso arbeiten wie natürliche Antikörper. Die Antikörper sollen Antigene erkennen und eine Immunreaktion gegen Krebszellen einleiten.

Die zugefügte Antikörper können je nach Aufbau das Wachstum von Tumorzellen hemmen, den Tumor aushungern, vergiften oder durch radioaktive Substanzen vernichtet.

Auch die Antikörpertherapie hat Nebenwirkungen. Sie kann die körpereigene Immunreaktion auf die Antikörpertherapie einleiten, was zum hohen Fieber führen kann.
Da auch gesunde Zellen Tumorantigene tragen, können die Antikörper auch  das gesunde Gewebe angreifen.

Monoklonale Antikörper, die werden beispielsweise bei Lymphomen, bei Krebs des lymphatischen Systems, Dickdarm-, Kopf-Hals- sowie bestimmten Brust- und Magentumoren eingesetzt. Es gibt auch Versuche für den Einsatz von monoklonalen Antikörper gegen Prostatakrebs.

Bei dieser passiven Immuntherapie erzielen besonders jene Kunstprodukte große Erfolge, die Immunzellen zu den Krebszellen lotsen oder ein Zellgift einschleusen. Der Effekt hält jedoch nur so lange an, wie lange die Antikörper zugeführt werden.

 

Besonders effektiv ist die Immuntherapie bei folgenden Krebsarten:
Lunge, Leber, Blase, Darm, Gebärmutter, Kopf, Hals und Haut.

Der Schlüssel zum Erfolg der Immuntherapie ist die Kombination zweier Präparate: Ipilimumab und Nivolumab. Ersteres ist bereits in einigen Ländern zugelassen, das zweite ist in Europa ab dem Sommer 2015 erhältlich. Laut einer internationalen Untersuchung an 945 Personen führte die Kombination der Medikamente bei 58% der Patienten zu einer Verkleinerung der Tumore von mindestens einem Drittel innerhalb von durchschnittlich 11,5 Monaten. Das war dreimal effektiver als die alleinige Gabe von Ipilimumab.

! Eine Immuntherapie mit dem Wirkstoff Ipilimumab (Yervoy) kostet rund 120 000 Euro

„Das Immunsystem ist unbestreitbar in der Lage, Krebs zu kontrollieren oder sogar zu beseitigen“, so Professor Dr. Norbert Frickhofen, Direktor der Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken (HSK). In Zukunft werde „die Immuntherapie das beste Standbein der Onkologie sein“, bis dahin blieben angesichts der Komplexität des Systems sowie der Flexibilität von Krebszellen noch zahlreiche Fragen offen.

 

T-Zellen

sind eine Gruppe der weißen Blutkörperchen und gehören zum Abwehrsystem des Körpers. Die T-Zellen entstehen im Knochenmark und wandern dann zum Thymus (ein Organ des lymphatischen Systems, Teil des Immunsystems).

Die Abwehrzellen werden für ihre bevorstehenden Aufgaben als “Killerzellen”, “Helferzellen”, “Gedächtniszellen” und “Regulatorische T-Zellen” ausgebildet.

Wenn eine Körper-Zelle von einem Krankheitserreger befallen wird, transportiert sie Bruchstücke des Eindringlings an die Oberfläche ihrer Hülle, wo sie von den T-Zellen des Immunsystems erkannt werden. >

  • Die T-“Killerzellen” haben dann die Aufgabe, die kranke Zelle und mit ihr den feindlichen Eindringling zu vernichten.
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    T-Zelle des Immunsystems

  • Die T-“Helferzellen” aktivieren durch biochemische Signal-Stoffe andere Abwehrzellen. Zum Beispiel sorgen sie dafür, dass sich die Killerzellen vermehren und sie helfen bei der Produktion von Abwehr-Waffen.
  • Die T-“Gedächtnis-Zellen” sind langlebig und können sich auch später noch an die feindlichen Eindringlinge erinnern. Treffen sie nach einiger Zeit erneut auf den gleichen Krankheitserreger, vermehren sie sich rasch und mobilisieren schnell und effektiv das Immunsystem. Den Gedächtniszellen ist es zu verdanken, dass wir in der Regel gegen Krankheiten, die wir bereits hatten, immun sind.
  • Regulatorische T-Zellen, manchmal auch “Suppressor-T-Zellen” genannt, stoppen alle Abwehrzellen, die versehentlich körpereigene Gewebe angreifen würden.

T-Zellen sind bei der Tumorerkennung und -abwehr von besonders großer Bedeutung.

Checkpoint

Ein Checkpoint ist während einer Immunantwort ein Kontrollpunkt für das Gleichgewicht zwischen aktivierenden und hemmenden Signalen. Krebszellen können in diese Kontrollpunkte eingreifen und beispielsweise über  T-Zellen  mit den Immunzellen „kommunizieren“. Das bedeutet, dass die Krebszellen können den Immunzellen ein aktivitätshemmendes Signal vermitteln, so dass sie von Immunsystem nicht angegriffen werden. 

Mit der „Checkpoint-Kontrolle“ wird versucht die T-Zellen besser auf den Tumor anzusetzen. Gemeint ist damit der Eingriff in die Kommunikation von Antigen präsentierenden Zellen (APC) und T-Zellen. T-Zellen prüfen permanent die APC. Finden sie verdächtige Antigene, lösen sie eine Immunantwort aus. Der Kontakt zwischen T-Zelle und APC führt aber auch dazu, dass sich die T-Zellen nach getaner Arbeit wieder beruhigen. Blockiert man diesen Mechanismus, dann verlängert und verstärkt man die T-Zell-Antwort.

Das Interessante dabei: Bei den wenigen Patienten, die die ersten beiden Jahre überlebten, traten kaum noch Rezidive auf. Waren in einer Phase-III-Studie nach zwei Jahren noch 24% der second-line behandelten Patienten am Leben, hatte sich dieser Anteil nach fünf Jahren kaum verringert (18,5%). Von den first-line behandelten Patienten lebte nach fünf Jahren sogar noch knapp die Hälfte. Bei diesen Patienten von einer Heilung zu sprechen, sei wohl noch zu früh, eine solche sei aber durchaus möglich, so Schadendorf. Eines scheint zumindest klar: Sprechen die Patienten auf die neue Therapie an, dann tun sie das über lange Zeit.

Medikamente die Checkpoint-Hemmer genannt sind, heben  sind diese Abwehrmechanismen der Krebszellen auf, so dass die T-Zellen dann die Krebszellen erkennen und bekämpfen können.
Es sind spezifische Antikörper (wie z.B. Anti-CTLA-4, Anti-PD-L1 oder Anti-PD-1), die die entsprechenden Bindemoleküle (z.B. PD-L1) bzw. die Rezeptoren (CTLA-4// PD-1) auf den Immun- oder Krebszellen besetzen und die Ausbremsung der Aktivität des Immunsystems verhindern.

Inzwischen befinden sich weitere Wirkstoffe in der Entwicklung, die auf dem Checkpoint-Mechanismus beruhen, sich aber zum Teil gegen andere Rezeptoren richten als Ipilimumab, sagte Schadendorf. Damit seien in ersten Studien ebenfalls recht hohe Remissionsraten bei bereits austherapierten Patienten mit malignen Melanomen und Lymphomen erzielt worden.

Inzwischen steht ein weiterer Antikörper namens Ipilimumabzur Verfügung, der T-Zellen offenbar auf sanftere Art aktiviert, indem er die Bremse löst.
Er ist seit 2011 zur Behandlung von Schwarzem Hautkrebs zugelassen und hemmt ein anderes Molekül. „Damit verstärkt man nur die Antwort jener T-Zellen, die bereits gegen den Krebs aktiv sind“, weiß Rodewald. „Die Ergebnisse sind spektakulär.
Bei etwa 20 Prozent der Patienten wird ein deutlich verlängertes Überleben berichtet.“ Einer neuen Studie zufolge stieg die Rate derer, die zwei Jahre nach der Diagnose noch lebten, von 14 auf 25 Prozent. Das Vier-Jahres-Überleben erwies sich als noch besser, die Rate wuchs von fünf auf 20 Prozent.

 

Kombination von Ipilimumab und dem Antikörper PD-1

Im Herbst 2013 berichtete das Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb, dass von 1.800 Melanom-Patienten, die mit Ipilimumab behandelt wurden, mittlerweile immerhin 22 Prozent auch drei Jahre nach der Behandlung noch lebten, so das Sciencemag. Im Juni sollen zudem Forscher nachgewiesen haben, dass die Kombination von Ipilimumab und dem Antikörper PD-1 bei einem Drittel der Melanompatienten zu einer „starken und schnellen Tumorrückbildung“ geführt haben.

Nach den ersten Erfolgen der Inhibitoren Ipilimumab (gegen CTLA-4) und Nivolumab (PD-1) wich der erste Enthusiasmus vielen enttäuschten Hoffnungen. Denn die beiden Wirkstoffe reagierten anders als bisher bekannte Mittel, die zuerst den Tumor fast zunichte machten, dann aber versagten, wenn der Tumor wiederkam. Die Checkpoint-Inhibitoren wirkten bei einigen Patienten auch auf lange Zeit, aber eben nur bei einigen.
Die Kombination beider Antikörper hob die Ansprechrate bei fortgeschrittenem Melanom von 19 auf 58 Prozent, bei andere Tumorarten wie etwa Prostata- oder Pankreaskarzinome wirkten sie dagegen kaum oder gar nicht.

 

T-Zellen werden Serienkiller

Eine andere Möglichkeit, T-Zellen auf die Sprünge zu helfen, bieten bispezifische Antikörper: Der eine Teil des Antikörpers bindet an Effektor-T-Zellen, der andere an Tumorzellen. Die Antikörper führen die Killer also zum Opfer. Das Schöne dabei: Haben die T-Zellen erst einmal eine Tumorzelle erledigt, sind sie auf den Geschmack gekommen und greifen weitere an. Man spricht von „seriellem Killing“. Es wird nur eine geringe Menge des Antikörpers benötigt. In einer Studie mit Blinatumomab bei Lymphompatienten wurden maximal 60 µg/m2 und Tag verabreicht.

Allerdings ist die Verstärkung der T-Zell-Antwort nicht frei von Nebenwirkungen. In Studien mit Blinatumomab traten bei 15 von 70 NHL-Patienten ZNS-Effekte wie Enzephalopathie, Aphasie, Kopfschmerz oder Tremor auf. Diese waren aber reversibel. In Studien mit Ipilimumab kam es vereinzelt zu fatalen gastrointestinalen Immunreaktionen. Werden T-Zellen in Serienkiller verwandelt, muss man offenbar damit rechnen, dass sie außer Kontrolle geraten.

T-Zellen können Tumore angreifen

ihre Wirksamkeit hängt aber entscheidend davon ab, wie sie auf ihren Einsatz im Organismus vorbereitet werden

Viele T-Lymphozyten des Immunsystems sind grundsätzlich dazu in der Lage, Tumorzellen zu erkennen und zu zerstören. Damit die Zellen jedoch ihr Werk tun können, müssen sie entsprechend vorbereitet werden. Forscher versuchen daher mit geeigneten Mitteln, die T-Zellen im Labor zu vermehren und ihre Kräfte für die Behandlung von Krebs zu aktivieren.

Matthias Wölfl, Oberarzt an der Universitätskinderklinik, ist einer der Würzburger T-Zell-Experten. Als Postdoc in den USA war er bis 2007 an einem Projekt beteiligt, bei dem es um den Einsatz von T-Zellen gegen Leukämie ging. Jetzt sind die viel versprechenden Ergebnisse des Projekts im Journal “Science Translational Medicine” veröffentlicht. “In jedem Menschen gibt es so genannte WT1-reaktive T-Zellen, die bestimmte Leukämieformen bekämpfen können”, erklärt Wölfl. Doch leider kommen diese Zellen im Körper nur in verschwindend kleinen Mengen vor: Unter einer Million T-Zellen befinden sich nur bis zu zehn der gesuchten Kandidaten.

Um die Zellen in der Therapie einsetzen zu können, müssen sie darum zuerst aus dem Blut “gefischt” und im Labor so aktiviert werden, dass sie sich teilen und vermehren. Nach einem zwei Monate dauernden Prozess sind schließlich so viele T-Zellen vorhanden, dass sich daraus eine hoch konzentrierte Infusion für die Patienten herstellen lässt. An diesem aufwändigen Projekt des Fred-Hutchinson-Krebsforschungszentrums in Seattle hat Wölfl drei Jahre lang mitgewirkt. Insgesamt stecken aber 15 Jahre Forschungsarbeit in den jetzt veröffentlichten Ergebnissen. Und die bergen eine Überraschung: “Für die therapeutische Wirkung ist es offenbar ganz entscheidend, auf welche Weise man die T-Zellen im Labor aktiviert“, so Wölfl.


Aktive Immuntherapie

Auf mehr Nachhaltigkeit hofft man laut Frickhofen bei der aktiven Immuntherapie. Die allerdings muss unterschiedliche Ausweichmanöver der Tumorzellen überwinden. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Art von Tarnung der Tumoroberfläche handeln oder „der Krebs bremst das Immunsystem aus.“ Folglich bestehe ein therapeutischer Ansatz darin, besagte tumorbedingte Lähmung zu lösen: Auf diese Art könne man beispielsweise mit einem seit 2011 zugelassenen Medikament Melanome bei zehn bis 15 Prozent der Patienten heilen. Aber eine derartige Form der Tumorbekämpfung kann, so der Wiesbadener Onkologe, mit hohen Nebenwirkungen verbunden sein, sodass man sich in der Forschung darum bemühe, die Bremse nicht generell, sondern spezifisch zu lösen.

Impfungen wie die gegen Humane Papillomviren (HPV), allen Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr sowie seit kurzem auch Jungen empfohlen, dienen zum derzeitigen Zeitpunkt „in der Realität nur als Prophylaxe: Denn auch bei einem Kind mit Masern kann keine Impfung dagegen mehr helfen.“

Impfung gegen Krebs

Krebsimpfung bei den meisten Tumoren bleibt leider weiterhin Zukunftsmusik

In vier Studien, die bei ASCO 2015 vorgestellt wurden, haben Ärzte nachgewiesen, dass die Impfung gegen Krebs bei bestimmten Krebsarten hocheffektiv ist und auch bei vielen anderen Tumoren wirksam sein könnte.

Es gebe bei bereits vorhandenem Krebs erste Erfolge mit einem in den USA zugelassenen Impfstoff, der die Lebenszeit von Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs verlängere. „Auch wenn diese Effekte noch gering ausgeprägt sind, scheint der Bann gebrochen zu sein.“

Was die Forscher herausfanden: Kommen die T-Zellen bei ihrer Aktivierung mit dem Botenstoff Interleukin-21 in Kontakt, sind sie später weitaus langlebiger und damit auch länger gegen Tumorzellen aktiv. Im Blut der Patienten waren sie bis zu ein Jahr lang nachweisbar. Fehlte dagegen bei der Aktivierung das Interleukin, waren sie schon nach weniger als vier Wochen verschwunden. Getestet wurden die T-Zellen an elf Erwachsenen in den USA. Sie alle hatten die üblichen Therapien gegen Leukämie hinter sich und befanden sich in einer schwierigen Ausgangsposition: Alle hatten zuvor auch Stammzelltransplantationen erhalten, bei allen war das Risiko für einen Rückfall sehr hoch.

“Grundsätzlich können T-Zellen nur ein zusätzlicher Baustein der Therapie sein”, betont Wölfl. Sie kommen für Patienten in Frage, bei denen die Zahl der Krebszellen durch die herkömmliche Behandlung stark verringert wurde: “In dieser Situation greift eine Immuntherapie am besten.” (red, derStandard.at, 28.02.2013)

Im April 2010 ließ die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA das „Provenge“ genannte Medikament als weltweit ersten therapeutischen Impfstoff zu. „Wenn das Mittel in früheren Krankheitsstadien angewandt wird, erwarten wir noch sehr viel bessere Ergebnisse“, sagt der Onkologe Phil Kantoff von der Harvard Medical School, der an den klinischen Studien beteiligt war. „Provenge ist ein Riesenschritt in der Krebsmedizin, weil es die erste Immuntherapie ist.“

PROSTVAC-VF

ist ein auf Pockenvirus-basierte Impfung gegen Krebs. Der Impfstof wird gentechnisch hergestellt. Es enthält das Prostata-spezifische Antigen PSA und drei stimulierende Moleküle. Das Medikament wird zusammen mit GM-CSF siebenmal im Abstand von 2 bzw. 4 Wochen unter die Haut gespritzt. Die Behandlungsphase in dieser Studie dauert 5 Monate. Gesamtdauer inklusiv Nachbeobachtung dauert ca. 5 Jahre.
Bisher wurde PROSTVAC-VF nur in einer kleineren Studie getestet. Aktuell werden größere klinische Studien durchgeführt.

Chemotherapie und Immunsystem

Die Wissenschaftler in Frankreich fanden, dass sterbende Tumoren nach einer Chemotherapie die Substanz ATP (Adenosintriphosphat, ein Nukleotid; ein energiereiches Molekül und universeller Energieträger in lebenden Organismen) freisetzten. Und dieser Stoff lockte wiederum bestimmte Immunzellen an. Sie verleibten sich die Tumorproteine ein und präsentieren sie auf ihrer Oberfläche als Zeichen für andere Immunzellen: Achtung, hier ist ein Eindringling im Körper!

Diese neue Erkenntnis, dass die Chemotherapie mithilfe des Immunsystems wirksam ist, könnte neue Strategien gegen Krebs eröffnen. „Erfolgreiche Chemotherapien verwandeln den Tumor in einen therapeutischen Impfstoff, das Immunsystem wird gegen den Krebs mobilisiert“, erklärte der Studienautor Dr. Guido Kroemer vom französischen Institut Gustave Roussy in Villejuif.

Hyperthermie, Überwärmung und Immunsystem

Hyperthermie ist auch eine Art von Immuntherapie gegen Krebs, sie wirkt an zwei Fronten – Zum einen durch thermische Schädigung, zum anderen durch die Stimulierung des Immunsystems.

Krebszellen können aufgrund ihrer primitiven Blutversorgung Wärme schlecht abführen. In den Krebszellen entsteht ein Hitzestau, der zu einer Unterversorgung der Tumorzellen mit Sauerstoff und zur Nährstoffverarmung im Tumor führt. Untersuchungen haben ergeben, dass Krebszellen bei einer Erwärmung auf ca. 42 Grad Celsius im Gegensatz zu gesundem Gewebe besonders geartete Eiweißstrukturen auf ihrer Oberfläche bilden. Diese Eiweißstrukturen, auch Hitzeschockproteine genannt, werden vom Abwehrsystem als körperfremd erkannt, so dass die Krebszellen vom Abwehrsystem zerstört werden können.

Mehr über Hyperthermie, Überwärmung => Hyperthermie, Überwärmung

 

Protein p53 Schutzmaßnahmen innerhalb der Zellen

Pathologen haben erstmals gezeigt, dass ein Porenprotein der Zellkernhülle wichtige Botenmoleküle der Krebsabwehr vor dem Abbau schützt. Der Schutzmechanismus verhindert, dass Zellen sich unkontrolliert teilen und Tumoren bilden

Einen neuen Mechanismus der körpereigenen Krebsabwehr haben Wissenschaftler des Pathologischen Instituts am Universitätsklinikum Heidelberg und der Columbia University der Stadt New York, USA, entdeckt. Sie zeigten, dass ein bestimmtes Protein, das als Bestandteil einer Pore in der Zellkernhülle platziert ist, wichtige Botenmoleküle vor dem Abbau schützt. Diese tragen als Teil einer Signalkette mit dazu bei, dass Zellen sich nicht unkontrolliert vermehren und zu Tumoren heranwachsen. In Zellen von Lebertumoren wird dieses Schutzprotein verringert gebildet. Die Ergebnisse, die im Fachmagazin “Molecular Cell” erschienen sind, könnten dazu beitragen, Tumoren genauer zu charakterisieren und gezielt zu bekämpfen.

Der Körper verfügt über zahlreiche Mechanismen der Krebsabwehr. Dazu gehören auch Schutzmaßnahmen innerhalb der Zellen, die unkontrolliertes Zellwachstum verhindern sollen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Protein p53, das die Bildung zahlreicher anderer Proteine anstößt und so das Wachstum beschädigter bzw. veränderter Zellen stoppen kann. Die genetische Bauanleitung für diese Proteine gelangt in Form spezieller Botenmoleküle, der sogenannten mRNA, aus dem Zellkern durch Poren in der Kernhülle zu den Orten der Eiweißproduktion. Bisher ging man davon aus, dass diese Kernporen lediglich als Schleuse fungieren, aber keinen Einfluss auf das weitere Schicksal der mRNA haben.

Fehlt ein Porenprotein, kommt das Signal zum Wachstumsstopp nicht an

In der veröffentlichten Arbeit haben die Forscher erstmals nachgewiesen, dass die Proteine der Kernporen ebenfalls eine wichtige Rolle in der Krebsabwehr um p53 spielen. Sie entdeckten, dass das Porenprotein Nup98 an bestimmte mRNAs der p53-Signalkette andockt. Nup98 bindet nur einige ausgewählte Signalmoleküle mit charakteristischen Erkennungsstellen. Diese Bindung scheint die mRNAs vor dem Abbau zu schützen bis diese zur Eiweißbildung verwendet werden.

Fehlt Nup98 in der Kernpore, werden diese mRNAs rasch wieder abgebaut – die Signalkette, die das Zellwachstum stoppt, ist unterbrochen, es kann Krebs entstehen. An Gewebeproben aus Tumoren des Leberzellkarzinoms zeigte sich, dass bei einem Viertel der Patienten Nup98 in geringeren Mengen als bei Gesunden vorliegt. Wirkstoffe, die an der schützenden Funktion der Kernporen ansetzen, könnten in Zukunft die Therapie bei bestimmten Krebsarten unterstützen.

Wie wichtig die Forschung im Gebiet der Immuntherapie ist, zeigt diesen Beispiel:

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Bayer HealthCare (Bayer) bauen ihre erfolgreiche strategische Forschungsallianz auf der Suche nach neuen Krebstherapien durch die zusätzliche Fokussierung auf das Gebiet der Immuntherapie weiter aus. Immuntherapien sind vielversprechende Ansätze zur Behandlung von Krebserkrankungen. Dabei soll das körpereigene Immunsystem gezielt gegen Tumorzellen aktiviert werden.

Erstmals werden Forscher des DKFZ und von Bayer in einem gemeinsamen Labor im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg, einer gemeinsamen Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Universitätsklinikums Heidelberg, mit dem Fokus auf Immuntherapien zusammenarbeiten. Das neue Team wird zu Beginn aus bis zu zwölf Mitarbeitern bestehen und erste Projekte sollen Mitte dieses Jahres starten. Im Rahmen der erweiterten Kooperation planen die Partner Investitionen in Höhe von bis zu 3 Millionen Euro pro Jahr. Das gemeinsame Labor wird im Sommer dieses Jahres eröffnet.

Quelle: springermedizin.de, derStandard.at, Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), Fachmagazin “Molecular Cell”, NetDoctor, ÄrzteZeitung

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