CUP-Syndrom, Metastasen mit unbekannten Primärtumor
Eine Krebserkrankung mit unbekanntem Primärtumor wird als CUP-Syndrom, Cancer of Unknown Primary bezeichnet. Im Körper an verschiedenen Stellen bilden sich Tumorabsiedlungen (Metastasen), wobei kein Ursprungstumor im Körper diagnostiziert wird. CUP Syndrom tritt bei etwa zwei bis vier Prozent aller Krebserkrankungen auf. In Deutschland (Basis: Daten vom Jahr 2010) erkranken ca. 8,4 Personen pro 100.000 Einwohner pro Jahr. Die meiste Erkrankungen entstehen im Alter von 53 bis 62 Jahre.
Lebenserwartung bei CUP Syndrom
Die Prognose ist für die Patienten oft ungünstig, die Behandlung ist schwierig: Medianes Überleben liegt bei 3-11 Monate, 1-Jahres-Überleben bei 25-40%, 5-Jahres-Überleben bei 5-15%. Es gibt aber auch Fälle, in denen eine komplette Heilung erfolgt ist. Mit dem CUP-Syndrom befassen sich in Deutschland Ärzte in einer Arbeitsgruppe „AG CUP-Syndrom der AIO“ in der Deutschen Krebsgesellschaft.
Entstehung von CUP-Syndrom
Mit diesem Thema hat sich Professor Dr. Christoph Klein vom Institut für Pathologie, Abteilung Onkogenomik, der Universität Regensburg beschäftigt, Veröffentlichung im Fachjournal »Nature Reviews Cancer« (Doi: 10.1038/nrc2627). Das CUP-Syndrom kann auf verschiedene Weise entstehen: Nachdem der Tumor bereits gestreut hat
- der Primärtumor könnte so klein sein, dass er bei den Diagnoseverfahren nicht gefunden wird
- zu dem Zeitpunkt, an dem Ärzte die Metastasen entdecken, ist der Primärtumor bei einer Spontanremission (sich von allein zurückbildet) bereits wieder verschwunden,
- wenn das Immunsystem die entarteten Zellen von Primärtumor zerstört.
- die Ärzte haben den kleinen Ursprungstumor unbemerkt beseitigt.
Identifikation ante mortem (nach dem Tod) in 10-20% Fälle, bei Autopsie 50-85%. Am häufigsten tritt das CUP-Syndrom bei folgenden Krebserkrankungen auf:
- Adenokarzinom 40-60%,
- undifferenziertes Karzinom 15-30%,
- Plattenepithelkarzinom15-20%,
- kleinzelliges/neuroendokrines Karzinom 3-5%,
- andere 1-3%
- Lunge 25-35%,
- Pankreas 15-20%,
- Leber/Gallenwege 10-15%,
- Colon/Rektum 3-8%,
- Niere 3-5%,
- Ovar/Peritoneum 2-4%,
- andere je < 4%.
Symptome bei einem Cup-Syndrom
Die Symptome sind von der Lokalisation der einzelnen Metastasen abhängig. Die Krankheit kann am Anfang auch ohne Symptome verlaufen. Häufig ist die Symptomatik nicht eindeutig, es kommt oft zu schnellem Fortschreiten und kurzer Dauer. Haben sich die Metastasen hingegen weit im Körper verteilt, treten Allgemeinbeschwerden wie Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Antriebsschwäche und Müdigkeit auf. Auch Schmerzen können eine Folge sein. Die Metastasen verursachen in der Regel starke Schmerzen und Funktionsstörungen in den entsprechenden Organen bzw. Körperregionen, wie z.B. Magen-Darm-Beschwerden. Typische Symptome, die häufig beobachtet werden, sind zum Beispiel:
- bei Hirnmetastasen: Kopfschmerzen, Übelkeit, neurologische Ausfallserscheinungen (Sehstörungen, Sprachstörungen)
- bei Lungenmetastasen: starker Husten, blutige Auswurf, Atemnot
- bei Knochenmetastasen: starke Schmerzen, Bewegungsschwierigkeiten, brüchige Knochenstrukturen
- bei Lebermetastasen: Gelbsucht, starker Anstieg der gesamten Leberwerte
Diagnostik
CUP-Syndrom wird meistens entdeckt entweder bei reinen Routineuntersuchungen oder bei gezielten Untersuchungen zur Aufklärung von bestimmten Beschwerden. Um den Primärtumor zu finden werden unter anderem Ganzkörper- und Gewebeuntersuchungen durchgeführt, Analysen von Blut-, Urin-, Speichel- und Stuhlproben. Von bildgebenden Verfahren werden vor Allem und Sonographie, Endoskopie, Computertomographie, Magnetresonanztomographie oder Szintigraphie angewendet. Möglich sind auch genetische Untersuchungen, um eventuell vorhandene genetische Prädisposition für eine bestimmte Krebsart zu finden. Die Diagnosemaßnahmen sind nicht nur auf die Identifikation des Primärtumors ausgerichtet. Es ist auch wichtig zu erkennen, wie dem Patienten insgesamt am besten geholfen werden kann.
Therapie des CUP-Syndroms
Die Behandlung ist abhängig vom Art des Primärtumors, Ergebnis der Biopsien, Anzahl und Lokalisation der Metastasen. Relativ gute Heilungsraten haben Patienten, bei denen Metastasen nur lokal auftreten, zum Beispiel nur einen Lymphknoten befallen haben Im meisten Fällen handelt sich jedoch um Lebensverlängerungsmaßnahmen. Mögliche Therapiemaßnahmen:
- eine chirurgische Entfernung gut abgrenzbaren Tumoren und Metastasen
- Strahlentherapie bei schmerzhaften Metastasen
- Hormonbehandlung bei hormonempfindlichen Tumoren, wie bei Brustkrebs oder Prostatakrebs
- Chemotherapie: hängt von den befallenen Organen, den Tumoreigenschaften in der Gewebeprobe, den individuellen Risikofaktoren des Betroffenen und von Alter und Geschlecht ab
- zusätzliche Behandlung bei Knochenbefall mit Bisphosphonaten oder XGeva (Medikamenten zur Knochenstärkung)
- zielgerichtete Therapien mit Tyrosinkinasehemmern (Tabletten) oder Antikörpern (Infusionen)
- Kombination von verschiedenen Behandlungsmethoden
- Immuntherapie
- Palliative Maßnahmen, die Therapie von krankheitsbezogenen Folgen.
Es gibt Hinweise und Beobachtungen die zeigen, dass Überleben der Patienten nach Entfernen des Primärtumors höher ist, je früher der Ursprungstumor entfernt wird. Bei palliativen Behandlungsmethoden konzentriert sich die Behandlung die Beschwerden zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und Komplikationen zu verhindern. Quelle: kebsgesellschaft.de, dgho-onkopedia.de