Last Updated on 26. Juli 2015 by Jacek
Risiko für den Hirntumor bei Mobiltelefonie
Der Gebrauch von Mobiltelefonen bei Heranwachsenden, jungen Erwachsenen und in den letzten Jahren auch bei der 8- bis 10-Jährigen kontinuierlich steigt.
Beim Telefonieren mit Mobiltelefonen (oder auch mit schnurlosen Festnetztelefonen) wird vor allem die Kopfregion den informationsübertragenden hochfrequenten elektromagnetischen Wellen ausgesetzt.
Die Intensität der vom Körper aufgenommenen Strahlung wird dabei durch die „Spezifische Absorptionsrate“ (SAR) angegeben. Die derzeit gültigen SAR-Grenzwerte für Mobiltelefone liegen weit unterhalb der Strahlungsleistungen, die messbare, in erster Linie thermische Effekte im Organismus hervorrufen können.
Es Besteht jedoch die Sorge, dass durch die elektromagnetische Strahlung langfristig ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Hirntumoren bestehen könnte. Ob hier tatsächlich eine Assoziation oder sogar ein kausaler Zusammenhang besteht, ist seit längerem Gegenstand kontrovers geführter Debatten.
Siehe auch: => Hirntumor
Die vorliegende Fachliteratur liefert widersprüchliche Informationen.
Die Schwierigkeit, zu belastbaren Daten zu kommen liegt darin, dass einerseits eine Unschädlichkeit der Strahlung kaum zu beweisen ist, andererseits die Hinweise auf schädliche Langzeitwirkungen überwiegend auf methodisch problematischen Fall-Kontroll-Studien beruhen.
Die Gruppe um Lennart Hardell, die sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema befasst, hat jetzt in einer aktuellen Arbeit neue Daten präsentiert, die einen Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Mobiltelefonen und dem Auftreten von malignen Hirntumoren, speziell von Gliomen, nahelegen.
Als Kontrolle dienten 3530 zufällig ausgewählte schwedische Bürger ähnlicher Alters- und Geschlechtsverteilung und mit ähnlichem Sozialstatus. Beide Gruppen wurden mittels eines detaillierten Fragebogens zum Gebrauch von Mobiltelefonen und schnurlosen Festnetztelefonen befragt.
Die statistische Analyse ergab ein gering, jedoch statistisch signifikant erhöhtes Gliomrisiko bei einem Gebrauch, der über einem Jahr liegt, sowohl für Mobiltelefone (Odds-Ratio (OR) 1,3 , 95%-Konfidenzintervall 1,1–1,6) als auch für schnurlose Festnetzgeräte (OR 1,4 (1,1-1,7)).
Mit steigendem Gebrauch stieg auch das Gliomrisiko, mit einer OR von 3,0 (1,7–5,2) bei über 25-jährigem Gebrauch. Besonders hoch war das Risiko, wenn die Exposition vor dem 20. Lebensjahr begann.
Handy telefonieren Risiko für Hirntumor, Fazit
Auch wenn die Datenlage zum Risiko hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung nach wie vor unbefriedigend und widersprüchlich ist, deuten aktuelle Studien doch darauf hin, dass zumindest ein häufiger und langjähriger Gebrauch von Mobiltelefonen mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung maligner Hirntumoren verbunden ist.
Ob speziell für Kinder ein besonders hohes Hirntumor-Risiko mit dem Gebrauch von Mobiltelefonen verbunden ist, soll in einer aktuell laufenden, multinationalen prospektiven Fall-Kontroll-Studie (MOBI-Kids) geklärt werden.
In jedem Fall erscheint es ratsam, insbesondere im Kindesalter die Exposition gegenüber hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung, wenn sie sich schon nicht gänzlich vermeiden lässt, soweit wie möglich zu beschränken. Empfohlene Maßnahmen sind:
- Handy mit möglichst niedrigem SAR-Wert (Spezifische Absorptionsrate) wählen
- Feste Regeln mit dem Kind vereinbaren
- Telefonate möglichst kurz halten, SMS nutzen
- Headsets benutzen
- Handy beim Verbindungsaufbau (hohe Strahlungsleistung) nicht ans Ohr halten
Quelle: SpringerMedizin 17.2.2015, Monatsschr Kinderheilkd 2015; 163(1):11–13