Nierenkrebs

Nieren, Nierenkrebs, Nierentumor, Nierenkarzinom:
Symptome, Diagnose, Behandlung

 

Wenn die Nieren ausfallen, wird der Mensch „von innen“ vergiftet.
Nierenkrebs Risikofaktoren, Symptome, Untersuchungen, Klassifikation, Therapie, Nebenwirkungen

Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts Berlin erkranken pro Jahr in der Bundesrepublik Deutschland mehr als 15.000 Menschen an bösartigen Neubildungen der Niere und der ableitenden Harnwege. Davon sind etwa ein Drittel Frauen und zwei Drittel Männer. Etwa 4.800 Menschen versterben pro Jahr an der Nierenkrebserkrankung.

Die Nieren

Die Nieren sind das filtern Endprodukte des Stoffwechsels aus dem Blut heraus und regeln den Wasser- und Salzhaushalt des Körpers.

Der in der Niere produzierte Urin gelangt über das Nierenbecken durch einen der beiden 25 bis 30 Zentimeter langen Harnleiter in die Blase. Dort wird der Urin gesammelt, bis er über die Harnröhre ausgeschieden wird. Ein Schließmuskel am Übergang von der Blase zur Harnröhre kontrolliert den Abfluss des Urins.

Bei Männern verläuft die etwa 24 Zentimeter lange Harnröhre durch die Vorsteherdrüse (Prostata) und den Penis bis zur Eichel.

Bei Frauen ist die Harnröhre nur etwa drei bis fünf Zentimeter lang; sie geht von der Blase direkt durch den Beckenboden und mündet in den Scheidenvorhof.

Würden die Nieren ausfallen und damit die Reinigungs- und Steuerfunktion fehlen, würde innerhalb kurzer Zeit der Körper „von innen“ vergiftet. Darüber hinaus sind die Nieren noch für die Bildung verschiedener Hormone zuständig.

Die beiden Nieren befinden sich links und rechts der Lendenwirbelsäule, im hinteren Bauchraum (Retroperitoneum). Dabei sitzt die rechte Niere etwas tiefer als die linke, da sich in ihrer unmittelbaren Nähe die Leber befindet.

Die Nieren sind von einer Kapsel aus Bindegewebe umgeben und – abhängig von der Körpergröße – je 10 bis 12 cm lang, bis zu sieben Zentimeter breit und bis zu vier Zentimeter dick. Eine Niere wiegt zirka 200 Gramm.

Die Nieren werden von Nierenarterien mit Blut versorgt. Dieses Blut wird in den Nieren gereinigt, wie in einer Kläranlage. Jeden Tag strömen etwa 1700 Liter Blut durch die beiden Nieren. Der dabei entstehende Urin wird via Harnleiter in die Blase geleitet. Und die beiden Nierenvenen leiten das gereinigte Blut wieder zurück in den Blutkreislauf.

Der Harn wird in Millionen mikroskopisch kleiner Funktionseinheiten gebildet, den Nephronen. Diese befinden sich teils in der Nierenrinde, teils im Nierenmark und bestehen aus Nierenkörperchen und Nierenkanälchen (Tubuli).

In den Nierenkörperchen wird das mit Druck hineingepresste Blut gefiltert: Größere Partikel wie Eiweiße oder Blutkörperchen verbleiben im Körper. Blutflüssigkeit und kleinste Stoffe hingegen gelangen ins Nierenkörperchen hinein und anschließend in das Schlauchsystem der Nephrone.

Auf diese Weise entsteht der sogenannte Primärharn (pro Tag etwa 180 Liter). Dieser wird weiter konzentriert, indem die Niere die vom Körper benötigten Substanzen und vor allem Wasser wieder dem Blut zuführt, d. h. rückresorbiert.

Der verbleibende Harn wird über die Nierenkelche im Nierenbecken gesammelt und dann in die Blase weitergeleitet und ausgeschieden. Je nachdem, wie viel Flüssigkeit wir aufnehmen und wie viel wir schwitzen, scheidet der Körper pro Tag einen bis eineinhalb Liter Harn aus.

Die Nebennieren sitzen wie kleine Hütchen auf den Nieren. Sie sind «Hormonfabriken» und haben keinen direkten Zusammenhang mit der Entgiftungs- und Blutreinigungsfunktion der Nieren.

Die Aufgaben der Nieren

Die Nieren erfüllen verschiedene Aufgaben im Körper:

  • Sie filtern aus dem Blut verschiedenste Endprodukte des Stoffwechsels heraus.
  • Sie «entgiften» den Körper, indem sie wasserlösliche Schadstoffe ausscheiden helfen.
  • Sie regulieren den Wasser- und Salzhaushalt des Körpers sowie den Blutdruck.
  • Sie machen Vitamin D für den Körper verwertbar (vor allem für die Knochen wichtig).
  • Sie bilden verschiedene Hormone, unter anderem Erythropoetin, das für die Bildung von roten Blutkörperchen benötigt wird.

Nierenkrebs, Nierenkarzinom

Nierenkarzinome sind in Deutschland die dritthäufigsten urologischen Tumoren. In diesen Zahlen sind allerdings zu ungefähr zehn Prozent Karzinome des Nierenbeckens und des Harnleiters enthalten, die nach dem internationalen Klassifikationsschema für Krankheiten (ICD) zur Niere gerechnet werden.

Das mittlere Erkrankungsalter für Nierenkrebs liegt für Männer bei 68, für Frauen bei 71 Jahren.

Die Zahl der Neuerkrankungen steigt seit Jahren an; dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass Nierentumore durch die verbesserte und fast überall eingesetzte Ultraschalltechnik früher entdeckt werden. Bei bis zu 30 Prozent der Betroffenen mit Nierenkrebs ist die Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose aber bereits fortgeschritten (metastasiert).

Metastasen von Nierenkrebs finden sich insbesondere in der Lunge, in den Knochen, in der Nebenniere, in der gegenseitigen Niere, jedoch eher selten in der Leber und im Gehirn.

S3-Leitlinie zum Nierenkrebs

Die S3-Leitlinie enthält  aktuelle Empfehlungen für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Nierenkrebs.
Beschrieben werden die jeweils dem Stand der Erkrankung angemessenen, wissenschaftlich begründeten, aktuellen und wirtschaftlichen Verfahren.
Die Empfehlungen sollen eine individualisierte Therapie ermöglichen, die am jeweiligen Therapieziel, dem Nutzen-Risiko-Verhältnis und den Wünschen der Patientin ausgerichtet ist.
In der aktuellen S3-Leitlinie des Leitlinienprogramms Onkologie vom September 2015 zum Nierenzellkarzinom wird auch die Immuntherapie berücksichtigt.

Die Leitlinie ist einzusehen oder zum downloaden unter: leitlinienprogramm-onkologie.de/ Nierenzellkarzinom.85.0.html

 

Risikofaktoren für Nierenkrebs sind:

  • Raucher haben gegenüber Nichtrauchern ein etwa doppelt so hohes Risiko, an einem Nierenzellkarzinom zu erkranken.
  • Übergewicht (besonders bei Frauen)
  • eine chronisch eingeschränkte Nierenfunktion
  • familiäre Veranlagung (etwa 1 bis 5% der Nierenkrebserkrankungen sind darauf zurückzuführen)
  • Zystennieren. Zysten sind Hohlräume im Gewebe, die von einer glatten Hautschicht umschlossen sind und sich mit Flüssigkeit füllen.
  • Umweltbelastung (Schwermetalle/Chemikalien wie Kadmium, Blei u. a.)
  • häufiger Kontakt mit gewissen Lösungsmitteln (z. B. Farb- und Kunststoffindustrie)

Mögliche Nierenkrebs Symptome

Nierenkrebs macht sich oft erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium mit Beschwerden bemerkbar, das heisßt, die Krankheit bleibt lange asymptomatisch.

Mögliche Symptome sind:

  • Blut im Urin (Hämaturie)
  • Schmerzen im Rückenbereich, in den Flanken
  • tastbare Schwellung in den Flanken
  • ungewollter Gewichtsverlust
  • Abgeschlagenheit
  • Fieber
  • Blutarmut
  • hoher oder niedriger Blutdruck

Die erwähnten Beschwerden können auch auf andere Krankheiten zurückzuführen oder harmlos sein und bedeuten nicht unbedingt Krebs. Gleichwohl sollten sie immer ärztlich abgeklärt werden.

Untersuchungen und Diagnose

Nierenkrebs wird häufig zufällig entdeckt – meistens bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraums oder aber erst dann, wenn bereits Beschwerden vorliegen.

Laboruntersuchungen

  • Untersuchung des Urins: Blut im Urin (Hämaturie) kann ein Hinweis auf Nierenkrebs sein.
  • Untersuchung des Blutes: Unter anderem wird aufgrund des Kreatininspiegels im Blut die Nierenfunktion beurteilt. Kreatinin ist ein «Abfallprodukt » aus den Muskeln, das über die Nieren bzw. mit dem Urin ausgeschieden werden muss. Ein stark erhöhter Kreatininspiegel im Blut ist meistens gleichbedeutend mit einer ungenügenden Nierenfunktion.

Bildgebende Untersuchungen

Mit diesen Verfahren lassen sich die Tumorherde, ihre Ausdehnung, allenfalls auch Metastasen erkennen:

  • Ultraschall (Sonographie) der Nieren und des Bauchraums: Damit können die Nieren und andere Bauchorgane bildlich dargestellt werden.
  • Kontrastmittel-Röntgen von Niere und Harntrakt (Urographie): Hierzu wird ein jodhaltiges Kontrastmittel injiziert.
  • Computertomographie (CT): Es wird meistens eine CT von Nieren, Lunge und Bauchraum durchgeführt. Hierzu wird ebenfalls ein jodhaltiges Kontrastmittel in eine Vene gespritzt.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Dieses bildgebende Verfahren kommt dann zur Anwendung, wenn eine CT aufgrund einer schlechten Nierenfunktion nicht möglich ist. Oder wenn der Tumor eventuell in die Nierenvene oder die untere Hohlvene eingewachsen und die entsprechende Bildinformation für eine allfällige Operation wichtig ist
  • Nieren-Angiographie: Hierfür wird via Katheter ein Kontrast mittel eingespritzt, meistens in die Leistenarterie. Auf dem Röntgenbild werden dadurch Nieren und Gefässe sichtbar.

    Die Angiographie dient der Operationsplanung und wird auch bei einer Embolisation (Gefässverschluss) durchgeführt.

  • Skelett-Szintigraphie: Sie wird bei begründetem Verdacht auf Knochenmetastasen eingesetzt. Über die Venen wird eine leicht radioaktive Substanz verabreicht, die sich in den Knochen an Stellen mit erhöhtem Stoffwechsel (z. B. bei Metastasen) anreichert. Mittels einer sogenannten Gamma-Kamera wird die Verteilung gemessen.
  • Nierenszintigramm: Mit der Nierenszintigraphie (Technetium-MAG-III-Clearance) kann der Arzt die Nierenfunktion für jede Seite getrennt bestimmen. Das ist vor allem sinnvoll, wenn die Nierenfunktion eingeschränkt oder ein organerhaltender Eingriff geplant ist. Auch bei dieser Untersuchungsmethode wird dem Betroffenen eine schwach radioaktive Substanz gespritzt, die sich in den Nieren anreichert.
  • PET CT, Positronen-Emissions-Tomographie: besonders sinnvoll beim Nachweis von Tochtergeschwülsten, insbesondere bei Risikopatienten, und bei der Verlaufskontrolle nach Chemotherapie. Sie ist jedoch noch kein Standardverfahren.

Gewebeproben (Biopsie)

Beschränkt sich der Nierentumor auf die Niere, wird meist auf die diagnostische Entnahme von Gewebeproben verzichtet. Hingegen führen die Ärzte bei bereits metastasierter Erkrankung unter Umständen eine Nierenbiopsie oder die Biopsie einer Metastase (Ableger in einem andern Organ) durch.

Krankheitsstadien, die TNM-Klassifikation

Um bei Nierenkrebs die Stadieneinteilung zu benennen, wird die international einheitliche TNM-Klassifikation verwendet.

Die Begriffe zu T (Tumor) bedeuten:

TX = Primärtumor kann nicht beurteilt werden

T0 = kein Anhalt für Primärtumor

T1 = Tumor kleiner / gleich 7 cm Zentimeter in größter Ausdehnung, begrenzt auf die Niere

T2 = Tumor größer sieben Zentimeter in größter Ausdehnung, begrenzt auf die Niere

T3a = Tumor infiltriert Nebenniere oder perirenale Fettkapsel

T3b = Tumorausbreitung in Nierenvenen oder Hohlvene unterhalb des Zwerchfells

T3c = Tumorausdehnung in Hohlvene oberhalb des Zwerchfells

T4 = Tumorausdehnung jenseits der Kapsel, welche die Niere umgibt, in benachbarte Organen ausgebreitet.

Die Bezeichnungen zu N (Noduli = Knoten) lauten

NX = Lymphknoten lassen sich auf Krebsbefall nicht beurteilen

N0 = kein Befall der benachbarten Lymphknoten

N1 = Metastase in einem benachbarten Lymphknoten

N2 = Metastase in mehr als einem benachbarten Lymphknoten

Für M (Metastasen) gelten folgende Unterbegriffe

MX = Vorhandensein oder Fehlen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt werden

M0 = kein klinischer Nachweis von Tochtergeschwülsten

M1 = Fernmetastasen nachweisbar

Die Abweichung wird mit dem Buchstaben «G» und Zahlen von 1 bis 3 ausgedrückt.

G1 = Die Krebszellen sind den gesunden Nierenzellen noch ziemlich ähnlich (hoch differenziert)

G2 = Die Krebszellen unterscheiden sich deutlichen von gesunden Nierenzellen (mässig differenziert).

G3 = Die Krebszellen sind den gesunden Nierenzellen kaum noch ähnlich (wenig differenziert) und daher bösartiger als G1 oder G2.

Therapie, Behandlung von Nierenkrebs

Jede Behandlung hat zum Ziel, den Tumor – und wenn Tochtergeschwülste vorliegen, möglichst auch diese – vollständig zu entfernen oder zu vernichten, so dass eine dauerhafte Heilung möglich ist. Eine solche Behandlung heißt kurative Therapie.

Lässt sich dieses Ziel nicht erreichen, versucht man, den Tumor möglichst lange zu kontrollieren und die Lebensqualität zu erhalten.

Die Behandlung des Nierenkrebses richtet sich nach dem Tumorstadium.

Wird er rechtzeitig erkannt und behandelt, kann Nierenkrebs heute mit hoher Wahrscheinlichkeit geheilt werden. Aber auch wenn wenige Metastasen nachgewiesen wurden, ist die operative Entfernung der befallenen Niere und der Tochtergeschwülste häufig noch erfolgreich.

Operation

Die vollständige Entfernung der Niere

Die vollständige Entfernung der tumortragenden Niere (radikale Tumor-Nephrektomie) ist die Standardbehandlung von Nierenkrebs.

Der operative Zugang zur Niere kann über verschiedene Schnitte erfolgen: über den Bauch (transperitonealer Zugang), über den Brustkorb (transthorakaler Zugang), über die Zwischenrippenräume (Interkostalschnitt), über die Flanken (Lumbalschnitt) oder mit minimalinvasiven Verfahren (laparoskopisch) mit oder ohne Operationsroboterunterstützung (daVinci Roboter).

Beim Bauchschnitt kann der Operateur die Nierengefäße frühzeitig abbinden, so dass der Blutverlust gering ist. Der Zugang durch den Brustkorb bleibt großen oder mit anderen Organen verwachsenen Tumoren vorbehalten. Durch die Eröffnung des Brustraumes ist die Belastung für den Betroffenen nach der Operation höher. Der Zugang über die Zwischenrippenräume oder über die Flanken wird am häufigsten angewandt. Bauchhöhle und Brustkorb bleiben dabei verschlossen.

Bei der vollständigen Entfernung der Niere entfernt der Arzt neben der betroffenen Niere auch die sie umgebende Fettkapsel (Gerota‘sche Faszie).

Handelt es sich um kleine Nierentumoren, die sich im unteren oder mittleren Nierendrittel befinden, kann die in der Nierenfettkapsel gelegene Nebenniere belassen werden, sonst wird sie mit entfernt.

Die zu den Nieren gehörigen (regionären) Lymphknoten können aus diagnostischen Gründen ebenfalls entfernt werden. Diese radikale Lymphknotenentfernung ist allerdings nicht zwingend notwendig und bedeutet für den Betroffenen keinen Vorteil hinsichtlich seines Erkrankungsverlaufs.

Organerhaltende Tumorentfernung

Wann immer es möglich ist, sollte der Tumor so entfernt werden, dass die Niere erhalten wird. Dies gilt nicht nur bei kleinen (T1) und randständigen Tumoren der Nierenrinde. Auch bei Betroffenen, die nur noch eine Niere haben, ist diese Form der Operation sinnvoll.

Bei der organerhaltenden Operation (Nierenteilresektion) wird der tumortragende Teil der Niere und, wenn möglich, ein Saum gesunden Nierengewebes entfernt. Denn es ist sinnvoll und notwendig, dass ein Sicherheitsabstand zum Tumor eingehalten wird. Der Pathologe teilt dem Operateur in unklaren Fällen noch während der Operation mit, ob der Schnittrand tatsächlich tumorfrei ist.

Polresektion

Bei der sogenannten Polresektion werden die tumorversorgenden Arterien und Venen gezielt unterbunden. In Sonderfällen kann die tumortragende Niere zunächst komplett entfernt und außerhalb des Körpers operiert werden (englisch work-benchsurgery, zu Deutsch „Werkbankoperation“). Sie wird mit einer sterilen Nährlösung durchspült und dem Betroffenen nach der Tumorentfernung wieder eingepflanzt (Autotransplantation = Eigentransplantation). Allerdings ist diese Vorgehensweise extrem selten.

Andere Verfahren

Kältetherapie

Kleine Nierentumoren können unter bestimmten Voraussetzungen durch eine Kältetherapie (Kryotherapie) behandelt werden. Bei diesem Verfahren werden die Gefriersonden durch Laparoskopie oder durch CT beziehungsweise MRT gesteuert. In fünf bis zehn Prozent der Fälle tritt nach dieser Behandlung erneut ein Tumor auf.

Radiofrequenzablation

Dabei werden kleine Nierentumoren bis etwa 4 cm durch eine Sonde, die unter Ultraschallkontrolle in den Tumor eingebracht wird, erhitzt. Ein hochfrequenter Wechselstrom führt zu einem starken Temperaturanstieg im Gewebe und „verkocht“ die bösartigen Zellen. Ein Wiederauftreten des Tumors kommt bei kleinen Tumoren in bis zu 2,5 Prozent der Fälle vor. Bei größeren Tumoren liegt die Wiederkehrrate bei bis zu 17 Prozent, so dass hier das Verfahren nicht oder nur zusammen mit einer Tumorembolisierung eingesetzt werden sollte.

Außerdem kommen Behandlungen mit Laser, Mikrowelle oder hochenergetischem Ultraschall zum Einsatz.

Alle diese Verfahren haben den Vorteil, dass die Behandlung den Betroffenen geringer belastet als eine Operation. Sie sind aber nicht für alle Nierenzellkarzinome geeignet, sondern eher für kleine, randständige Tumoren sowie insbesondere für Betroffene, die durch Erberkrankungen zahlreiche Nierentumoren haben.

Embolisierung

Bei der Embolisierung wird die Nierenarterie oder ein den Tumor versorgendes Blutgefäß gezielt mit Gewebekleber (Histoacryl), Alkohol oder anderen Materialien verstopft (embolisiert). Diese Therapie wird heutzutage als palliative Maßnahme bei sehr geschwächten Patienten mit blutenden Tumoren, bei starken Schmerzen oder zusätzlich zur Radiofrequenzablation größerer Tumoren angewandt. Bei einem Großteil der Betroffenen schreitet trotz dieser Maßnahme die Erkrankung innerhalb von sechs Monaten fort.

Operation von Fernmetastasen

Operation von Fernmetastasen / eines wiederaufgetretenen Tumors (Lokalrezidiv).

Liegen nur einzelne Tochtergeschwülste vor, zum Beispiel in der Lunge oder in den Knochen, so können diese Metastasen operativ entfernt werden. Dies kann die Beschwerden des Betroffenen verringern und seine Überlebenszeit verbessern.

Die Chemotherapie

Eine Chemotherapie zerstört Zellen, die sich schnell teilen. Die Medikamente (Zytostatika), die dabei zum Einsatz kommen, greifen in die Zellteilung ein. Dadurch hindern sie die Zellen daran,

weiter zu wachsen. Der Blutkreislauf verteilt die Medikamente im ganzen Körper (systemische Therapie). Das hat allerdings den Nachteil, dass sie auch gesunde Gewebezellen angreifen, die sich oft teilen. Dazu gehören zum Beispiel die Schleimhaut- und Haarwurzelzellen. Werden gesunde Zellen angegriffen, entstehen

In vielen Studien wurde geprüft, ob Zytostatika bei Nierenkrebs einen Behandlungserfolg bringen. Die Ergebnisse zeigen, dass nur ein knappes Viertel der behandelten Patienten darauf anspricht.

Auch der Einsatz von Kombinationspräparaten aus verschiedenen Wirkstoffen erzielt keine besseren Ergebnisse als die Anwendung von Einzelsubstanzen.

Das schlechte Ansprechen (Ansprechraten unter fünf Prozent) wird auf das sogenannte MDR-Gen (Multi-Drug-Resistance-Gen), das 80 Prozent aller Nierenzellkarzinome produzieren, zurückgeführt.

Dieses Gen macht die Tumorzelle gegenüber vielen Chemotherapeutika relativ unempfindlich.

Neue medikamentöse Therapie (targeted therapy)

Die neueren Medikamente (seit 2006) wie zum Beispiel die sogenannten Multi-Tyrosinkinase-Inhibitoren Sunitinib, Sorafenib oder Pazopanib, die mTOR-(mammalian target of rapamycine-) Kinase-Inhibitoren Temsirolimus und Everolimus oder der Angiogenesehemmer (monoklonale Antikörper) Bevacizumab erreichen bei fortgeschrittenen Tumoren, dass diese zum Teil zurückgehen und sich die Überlebenszeit der Betroffenen verlängern kann.

Sunitinib

ist einer der ersten Multikinase-Inhibitoren in Tablettenform (oraler Multikinase-Inhibitor), der für die Behandlung des fortgeschrittenen Nierenkrebses zugelassen wurde. In der Zulassungsstudie erreichten bis zu 47 Prozent der behandelten Patienten eine zeitlich begrenzte Rückbildung der Erkrankung. Die Ergebnisse waren besser als die alleinige Immuntherapie (Interferon alpha Therapie).

Sorafenib

wurde als erster oraler Multikinase-Inhibitor zur Behandlung zugelassen. Die größte Untersuchung wurde bei Betroffenen mit niedrigem und mittlerem Risiko durchgeführt, nachdem diese bereits mit anderen Medikamenten behandelt worden waren. Sorafenib verlängerte die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung.

Pazopanib

ist ein weiterer Multikinase-Inhibitor, wird in Tablettenform gegeben. Die Ansprechraten lagen in den Zulassungsstudien bei 30 Prozent.

Bevacizumab

ist ein monoklonaler Antikörper, der über die Vene (intravenös) verabreicht wird. Er hemmt die Neubildung von Blutgefäßen. In Kombination mit Interferon werden Ansprechraten von bis zu 30 Prozent gesehen. Die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung kann verlängert werden. Bevacizumab ist wirksam bei Betroffenen mit niedrigem und mittlerem Risiko.

Everolimus

ist einer von den zwei verfügbaren mTOR-Inhibitoren. Er wird in Tablettenform verabreicht. Erstmalig wurde das Medikament bei Betroffenen eingesetzt, die schon mit den Multikinase-Inhibitoren oder mit Immuntherapie behandelt worden waren. Es konnte das Fortschreiten der Erkrankung deutlich verzögert werden.

Temsirolimus

war der erste mTOR-Inhibitor, der zugelassen wurde. Das Medikament ist nur über eine Vene zu verabreichen. Die Wirksamkeit wurde bei Betroffenen mit hohem Risiko hinsichtlich des Überlebens und der Zeit bis zum Wiederauftreten der Erkrankung nachgewiesen.

Die Nebenwirkungen

der Tyrosinkinaserezeptor- und mTOR-Inhibitoren sind ähnlich, aber keineswegs vergleichbar mit denen bei einer Chemotherapie.

Tumorbedingte Müdigkeit (Fatigue), Hautablösungen (Fuß-Hand-Dermatitis), Bluthochdruck (Hypertonie) und Blutungen stehen im Vordergrund und führen dazu, dass die Dosis der verabreichten Medikamente verringert oder die Behandlung sogar abgebrochen wird.

Dennoch sind schwerste Nebenwirkungen selten. Schilddrüsenfunktionsstörungen (Hypothyreosen) und Herzmuskelveränderungen (Kardiotoxizitäten) sind seltene, unerwartete Nebenwirkungen.

Werden die Substanzen als Zweitlinientherapie eingesetzt, so steigt die Nebenwirkungsrate eindeutig an.

Die Kombination aus Bevacizumab und Interferon zeigt als unerwünschte Nebenwirkung erhöhte Blutungsneigung und die Gefahr von Gefäßverstopfungen (Embolien), selten auch spontane Verletzungen oder Blutungen im Magendarmtrakt. Eine sehr seltene Nebenwirkung der mTOR-Inhibitoren ist die Entzündung des Lungengewebes (Pneumonitis).

Die Immuntherapie Nierenkarzinom

Das körpereigene Abwehrsystem (Immunsystem) des Betroffenen zu nutzen, ist die Grundlage der Immuntherapie. Ziel ist es, das Immunsystem so anzuregen (stimulieren), dass es gut getarnte Tumorzellen erkennt, angreift und beseitigt.

Die Immuntherapie mithilfe von Zytokinen wie Interferon und Interleukin 2 hat seit mehreren Jahren dazu beigetragen, die Prognose von Patienten mit einem Nierenzellkarzinom (RCC) zu verbessern.

Es wurde damit ein medianes Überleben von 13 Monaten erreicht, wie Professor Viktor Grünwald von der Medizinischen Hochschule Hannover während der diesjährigen DGHO-Jahrestagung in Basel erinnerte.

Noch bessere Erfolge lassen sich mit der modernen Immuntherapie erzielen, in der Checkpoint-Hemmer wie Nivolumab verwendet werden. Median sind mit derartigen Immuntherapeutika bis zu 29 Monate Überleben zu erreichen.

Die klassischen Zytokin-basierten Therapien kämen heute nicht mehr zum Einsatz. Allerdings sei die hochdosierte intravenöse IL-2-Gabe bei Patienten mit einem oligo-metastatischen Befall und sehr gutem Allgemeinzustand eine Alternative für die Erstlinientherapie, allerdings nur in spezialisierten Zentren.

Interferon alpha (IF N alpha)

ist ein Medikament der Immuntherapie. Die Behandlung führt bei bis zu 15 Prozent der Betroffenen dazu, dass sich die Metastasen zurückbilden. Alle neueren Medikamente (Tyrosinkinase-Inhibitoren, mTOR-Inhibitoren, monoklonale Antikörper) wurden im Vergleich zu Interferon getestet und zur Behandlung zugelassen, da sich diese Substanzen als wirksamer erwiesen haben.

Interleukin-2 (IL -2)
ist ein Medikament der Immuntherapie. Durch hochdosierte Gaben intravenös wurden länger andauernde Rückbildungen der Metastasen beobachtet. Allerdings waren die Nebenwirkungen sehr ausgeprägt. Heute ist diese Form der alleinigen Interleukintherapie verlassen worden.

Prognose bei Nierenkrebs

Um die Prognose der metastasierten Erkrankung abschätzen zu können, wurden verschiedene „Score-Modelle“ entwickelt. Eines davon, der „Motzer-Score“, wird häufig verwendet. Benannt ist der Score nach einem Onkologen aus New York.

Als negative Risikofaktoren gelten

  • Ein Hämoglobinwert unterhalb des Normbereiches
  • Ein LDH-Wert mehr als 1,5-fach oberhalb des Normbereiches
  • Ein korrigierter Serumkalziumwert größer 10 mg / dl
  • Ein Karnofsky-Index kleiner 80 Prozent (eingeschränkte Teilnahme am täglichen Leben)
  • Die nicht durchgeführte Nierenentfernung (Nephrektomie)
  • Weniger als ein Jahr zwischen Diagnose und Metastasierung

Schmerztherapie

Bei Nierenkrebs können Schmerzen auftreten, die unbehandelt sehr belastend wären. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihre Schmerzen nicht einfach stillschweigend erdulden.

Unbehandelte Schmerzen schwächen und zermürben einen Menschen unnötig und sind kräfteraubend. Daher sollten die heutigen Möglichkeiten der Schmerztherapie ausgeschöpft werden.

Schmerzen bei Krebs können immer gelindert und in vielen Fällen ganz behoben werden, sei es durch Medikamente, sei es durch andere Massnahmen wie Bestrahlung oder Operation.

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